Wie schön wäre es doch,
wenn wir ein klein wenig normaler wären auch zu denen,
die wir als - „nicht so ganz normal“ bezeichnen!
In der Gegend, in der ich wohne, gibt es ein Haus für
Behinderte. Keine Ahnung, was die da tun; ob die
Behinderten dort wohnen oder arbeiten oder was weiss sie
machen. Es ist ein modernes Haus mit einem modernen Zaun
drum herum und nur hin und wieder, wenn man dran
vorbeispaziert, sieht man den ein oder anderen
Behinderten hinter den Fenstern. That’s it. Kein
Behinderter läuft bei uns durch den Ort, kauft gar ein
Eis in unserer Eisdiele.
In meinem Leben habe ich zwei behinderte Menschen kennen
gelernt
In meinen Kindergarten ging ein Mädchen mit Downsyndrom
und seither nennt sich der Kindergarten „integrativer
Kindergarten“ und das ist viel in dem kleinen
katholischen Dorf, aus dem ich komme.
In meiner Schulklasse war ein lernbehinderter Junge.
Lernbehindert ist gut: Er brauchte für seine
Rechenaufgaben 5 Minuten länger als die anderen, dafür
waren sie dann aber auch mit grosser Wahrscheinlichkeit
richtig gelöst. Ein unschätzbarer Schulkamerad zum
Abschreiben!
That’s it.
Höre ich mich in meinem Freundeskreis um, die gleiche
Geschichte
Viele Behinderte kennen wir nicht; sagen sie alle. Wie
auch? In unseren Dörfern und Stadtteilen tauchen sie
jedenfalls nicht auf. Dafür gibt’s doch Einrichtungen
extra für Behinderte.
Zur Zeit bin ich für einige Monate im Westen Frankreichs
und arbeite dort in einer grossen Behinderteneinrichtung
der Fondation John Bost. Ich arbeite in einer Gruppe mit
10 behinderten Frauen. Frauen, die zum Teil sehr gerne
ausgehen. In dem Dorf rund um die Fondation ist es ganz
normal, Menschen im Rollstuhl zu begegnen; behinderte
Menschen, die im Café sitzen.
Spezieller wird es schon, wenn wir in der benachbarten
Stadt etwa ins Kino gehen: Auf unser freundliches „Bonjour“
wird meist zögerlich und unsicher zurück-gegrüsst.
Warum? Ja, sie sehen anders aus. Also körperlich. Aber
ins Kino gehen sie genauso gerne wie alle anderen auch.
Oder in die Disko: Tanzen und Spass an Musik haben
behinderte wie nichtbehinderte Menschen.
Von Silke John, Strassburg |
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